- slowakische Kunst.
- slowakische Kunst.Architektonische Zeugnisse der Zeit bis zum 12. Jahrhundert sind kaum erhalten. In der Folgezeit entstanden romanische Kirchen mit Westemporen, Rotunden und Klöster (u. a. Bzovík bei Altsohl, gegründet 1130). Im 13. Jahrhundert wurden zunehmend gotische Stilelemente übernommen, sowohl bei Sakral- (u. a. ehemalige Dominikanerkirche in Schemnitz, nach 1222 bis 1275; »Zipser Domkapitel« in Spišské Podhradie, Ostlowakisches Gebiet, 1245-73, später umgebaut) als auch bei Profanbauten (Burgen von Preßburg, Zips, Trentschin, Orava, Mittelslowakisches Gebiet, u. a. ). Höhepunkte gotischer Baukunst in der Slowakei bilden der Dom Sankt Martin in Preßburg (1302-1452), die Kirche Sankt Jakob in Leutschau (1332-42, später erweitert), die St.-Johannes-Kapelle (1380) des Franziskanerklosters in Preßburg und der Dom Santa Elisabeth in Kaschau (1390 ff.). Die gotische Wandmalerei weist sowohl westeuropäische als auch italienische Einflüsse auf (Kirche in Dravce bei Leutschau, um 1300). Die Tafelmalerei steht in Zusammenhang v. a. mit der ungarischen, böhmischen, polnischen und österreichischen Malerei (Altar der heiligen Barbara aus Bartfeld und Altar aus Matejovce, Ostlowakisches Gebiet, beide um 1450; Elisabethaltar in der Elisabethkirche in Kaschau, 1474-77). Im Bereich der Bildhauerkunst sind v. a. bedeutende Werke aus Holz erhalten, z. B. der Altar der heiligen Barbara in der Marienkirche in Neusohl (1509) und der Hauptaltar der Kirche Sankt Jakob in Leutschau (1517 vollendet). Die Renaissance nahm ab etwa 1510 Einfluss auf die Architektur. Sie wurde zunächst von Ungarn, dann auch von Österreich her vermittelt und prägte ganze Städte (u. a. Georgenberg, Gemeinde Poprad) sowie die nun zu Schlössern umgebauten Burgen (u. a. Altsohl). Mit der Jesuitenkirche der Universität in Tyrnau (1629-37) entstand der erste große Barockbau in der Slowakei. Ihm folgten u. a. die Dreifaltigkeitskirche in Preßburg (1715-25) und die Piaristenkirche in Neutra (1750-70). Beispielhaft für die zahlreichen Holzkirchen, die seit dem 15./16. Jahrhundert entstanden, ist die evangelische Kirche in Käsmark (1717). In Bildhauerkunst und Malerei des Barock dominieren Werke von Künstlern aus Österreich, Böhmen und Ungarn (A. Pozzo; F. X. K. Palko; Johann Baptist Wenzel Bergl, * 1718, ✝ 1789). Die Plastik stand unter dem starken Einfluss G. R. Donners. Nach der Phase des Historismus im 19. Jahrhundert öffnete sich die Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter der Führung von J. Krejcar und B. Fuchs Tendenzen des Neuen Bauens. Die Bildhauer und Maler des 19. Jahrhunderts nahmen Anregungen der zeitgenössischen europäischen Strömungen auf. Bezeichnend ist eine besondere Vorliebe für Motive und Szenen aus dem Volksleben (Dominik Skutecký, * 1849, ✝ 1921; Jozef Hanula, * 1863, ✝ 1944). Als Bildnismaler trat besonders Jozef Božetech Klemens (* 1817, ✝ 1883) hervor, als Landschaftsmaler ragen u. a. Ladislav Medňanský (* 1852, ✝ 1919) und Ludovít Čordák (* 1864, ✝ 1937) heraus. 1921 wurde in Preßburg die Künstlervereinigung »Umelecká beseda slovenska« gegründet. In der Folgezeit profilierten sich auf dem Gebiet der Plastik v. a. Ján Koniarek (* 1878, ✝ 1952), Ladislav Majerský (* 1900, ✝ 1965), Fraňo Štefunko (* 1903, ✝ 1974), Jozef Kostka (* 1912), Rudolf Pribiš (* 1913, ✝ 1984) und Alexander Trizuljak (* 1921), in der Malerei Martin Benka (* 1888, ✝ 1971), Milos Alexander Bazovský (* 1899, ✝ 1968), L. Fulla, Jakub Bauernfreund (* 1904, ✝ 1976), Ján Želibský (* 1907), Štefan Bednár (* 1909), Cyprian Majerník (* 1909, ✝ 1955), Endre Nemeš (* 1909, ✝ 1985), Bedrich Hoffstädter (* 1910, ✝ 1954), Ferdinand Hložník (* 1921), auf dem Gebiet der Grafik Koloman Sokol (* 1902), Vincent Hložník (* 1919) und A. Brunovský.In der modernen Architektur sind, zum Teil im Rückgriff auf die eigenen 1920er- und 30er-Jahre, v. a. in Preßburg Ansätze einer strengen Moderne zu beobachten: das archäologische Museum auf der Burg Ferdinand Milučký (1988) und eine Villa von Jozef Ondriš und Juraj Závodný (1993) sowie in der näheren Umgebung und der Ost-Slowakei schlicht gehaltene kleinere Kirchenbauten. Die zeitgenössische Kunst der Slowakei zeigt Offenheit, Experimentierfreude und eine Gattungsgrenzen überschreitende Kombinationslust, u. a. Installationen und Werkreihen von Andrej Rudavský (* 1933); Peter Rónai (* 1953); Rudolf Sikora (* 1946); Dezider Tóth (* 1947); Zuzana Rudavská (* 1941), Juraj Meliš (* 1942), Katarina Zavarskà (* 1948). In der Malerei besteht die Tendenz, figurative Abbildung und abstrakten Malgestus zu verknüpfen, so bei Rudolf Fila (* 1932), Klára Bočkayová (* 1948), Daniel Fischer (* 1950), Ivan Csudai (* 1959), Laco Teren (* 1960), Martin Knut (* 1964) und Tomáš Císařovský (* 1962). Victor Hulík (* 1949) löst in seinen Tableaus die Bildfläche in einzelne Partikel auf, die man in den realen Raum schieben kann. Stano Filko (* 1937), Matej Krén (* 1958), Otis Laubert (* 1946), die Künstlergruppe von Viktor Oravec (* 1960) und Milan Pagáč (* 1960), Karol Pichler (* 1957) und Jozef Šramka (* 1957) gestalten skulpturale Assemblagen. Aus dem Bereich der Fotografie zwischen Inszenierung und Dokumentation sind u. a. Robo Kočan (* 1968), Martin Štrba (* 1961) und Vasil Stánko (* 1962) zu nennen. Seit Ende der 80er-Jahre bedienen sich viele der genannten Künstler auch der neuen Medien; hervorzuheben sind Peter Meluzin (* 1947) und Jana Želibská (* 1941).S. K. heute, bearb. v. A. Tolnay u. a., Ausst.-Kat. (1990);L. Foltyn: Slowak. Architektur u. die tschech. Avantgarde 1918-1939 (a. d. Slowak., 1991);Zw. Objekt u. Installation. S. K. der Gegenwart, bearb. v. I. Bartsch u. R. E. Pahlke, Ausst.-Kat. Museum am Ostwall, Dortmund (1992);Zeitzeichen. S. K. u. angewandte Kunst heute, bearb. v. L. Droppová u. a., Ausst.-Kat. Bad. Kunstverein, Karlsruhe (1993);Video, vidím, ich sehe, hg. v. E. M. Jungo u. a., Ausst.-Kat. Považske Múzeum a Galéria, Sillein (Bern 1994);Got. Kunst in der Slowakei, bearb. v. R. Bäckel u. a., Ausst.-Kat. Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe (1997).
Universal-Lexikon. 2012.